Das Büro für Eskapismus macht die historischen Fakten um den frühen Tod des Genies digital erlebbar. Sensibilität und kritisches Reflexionsvermögen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Alltag zu entwickeln und zu schärfen ist eines der Ziele. Dieses Ziel wird via Storytelling um das Leben und die historischen Umstände Alan Turings und damit um einen der Entstehungszweige von KI verfolgt.
Das Theaterkollektiv Büro für Eskapismus setzte sich 2021 mit dem Mathematiker und Crypto-Analytiker Alan Turing auseinander, der als „Vater der Künstlichen Intelligenz“ gilt. Er war der Erfinder des Computers, einer der Vordenker Künstlicher Intelligenz und rettete im Zweiten Weltkrieg durch die Entschlüsselung geheimer Botschaften der Nationalsozialisten unzählige Menschenleben. Außerdem war er schwul – was ihn in den Augen der damaligen Justiz zum Kriminellen machte.
1954 wurde Alan Turing mit nur 41 Jahren tot in seinem Bett aufgefunden. Neben ihm lag ein angebissener Apfel. Die Gerichtsmedizin spekulierte auf Spuren von Zyankali, auf Rückstände wurde dieser jedoch nie untersucht. Somit lautete die offizielle Diagnose Suizid. Doch diese These wurde mehrfach angefochten. Neben der Todesursache Suizid kursieren ebenfalls die Theorien, es habe sich um einen Unfall oder um Mord gehandelt. Sein Tod bleibt bis heute ein Rätsel, obwohl kaum jemand unsere Welt so geprägt hat wie Alan Turing.
Dieses Rätsel um Alan Turings Tod greift das Büro für Eskapismus auf, um darüber einen Zugang zur beeindruckenden historischen Person Alan Turing, zu seinen Lebensumständen und seinen wissenschaftlichen Leistungen zu schaffen. Woher kam Turings Interesse für den Geist in der Maschine? Was macht eine Maschine intelligent? Können Computer denken? Wer arbeitete wirklich in Bletchley Park? Und wem konnte Turing vertrauen? Für einige dieser Fragen gibt es Antworten, viele sind jedoch bis heute nicht eindeutig geklärt. Nicht desto weniger bietet der Fall Turing einen treffenden Ausgangspunkt für ein Nachdenken über die Themenkomplexe Verschlüsselung und Datensicherheit, den mittlerweile auch in der Popkultur bekannten „Turing-Test“, und Künstliche Intelligenz im Allgemeinen.
Auf der Website zu diesem Artikel1 finden Sie eine reduzierte und digitale Version der ursprünglichen Inszenierung „reconstruct:alan_turing“. Für diese konnten die Spielenden/das Publikum ein Tatortzelt betreten, in dem Alan Turings Schlafzimmer, auf Grundlage intensiver Recherche, rekonstruiert wurde. Digital finden sie nun rekonstruiertes Bild-, Ton- und Textmaterial vom Morgen des 08. Juni 1954 – so, wie es die Polizei nach seinem Tod vorfand. Sie sind eingeladen den virtuellen Tatort zu betreten und sich selbst ein Bild zu machen.
reconstruct:alan_turing Trailer - Büro für Eskapismus
Direkt auf YouTube ansehen1Content Note / „Triggerwarnung“:
Suizid, Mord und tödlicher Unfall, staatliche Gewalt gegen Schwule, erzwungene Hormongabe, Kriminalisierung und Sanktionierung von gleichgeschlechtlichem Sex.