Am 21. Oktober 2024 war Kulturstaatsministerin Claudia Roth zu Gast beim Grünen Salon. Ein Diskussionsabend zur Bedeutung der freien Kunst und Kultur in Zeiten der Polarisierung. Mit Menschen aus der hannoveraner Kunst- und Kulturszene, die wissen, was freie Kunst zum Schaffen braucht.
Zu keiner Zeit, vor allem aber nicht in Zeiten der Krise, hat die Kunst frei.
Das betont Arne Pünter im Grünen Salon „Kultur, Kunst und Politik – was freie Kunst zum Schaffen braucht“ am 21. Oktober 2024. Der Vorsitzende des Musiker:innen Coworking-Spaces Rampe und Geschäftsführer der Jazz Musiker:innen Initiative Hannover, diskutiert an diesem Abend als einer von fünf Vertreter*innen der freien Kunst- und Kulturszene Hannovers mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth über die Schaffensbedingungen der freien Szene.
Als Vertreter*innen der freien Szene mit dabei sind Benjamin Grudzinski (Initiative Hüttenstraße), Alba Scharnhorst (Freie Darstellende Künstlerin), Jonas Rahm (Bildende Künstler*innen in Verdi, Bundesvorstand und Vorstand Nds/HB) und Dagmar Schmidt (BBK, Bundesvorstand), sowie Arne Pünter (Rampe e.V und Jazz-Musiker:innen-Initiative Hannover). Sven-Christian Kindler, Bundestagsabgeordneter aus Hannover für Bündnis 90/Die Grünen, moderiert das Gespräch.
Claudia Roth stellt an diesem Abend klar:
Kulturförderung ist keine Subvention. Das ist keine Subvention, das ist eine Investition: Investition in den Zusammenhalt einer Gesellschaft, Investition in unsere Demokratie.
Auch die vertretenden Kunst- und Kulturschaffenden beschreiben die mangelnde gesellschaftliche und politische Anerkennung der freien Szene als zentrales Problem. Die Folgen einer ausbleibenden angemessenen finanziellen Berücksichtigung von freien Kunst- und Kulturschaffenden schildern sie eindrücklich: Es mangele an Räumen und Orten mit vorhandener Ausstattung. Honorare deckten oftmals nicht einmal die notwendigen Ausgaben ab. Die freie Kunst- und Kulturszene werde überwiegend ehrenamtlich getragen – und das trotz schlechter Arbeitsbedingungen.
Kunst ist Arbeit.
konstatiert Jonas Rahm, und von Arbeit müsse man leben können. Darunter, dass dies in der Realität überwiegend nicht der Fall ist, leiden weibliche Kunst- und Kulturschaffende in besonderem Maße. Die fehlende Geschlechtergerechtigkeit in der Szene problematisiert insbesondere Alba Scharnhorst und weist auf den Gender-Pay und Gender-Show-Gap hin. Das jährliche Durchschnittseinkommen von Künstler*innen liegt bei 20.587€. Bei Männern sind es im Schnitt 24.260€, bei Frauen 16.914€. Vor allem weibliche Kulturschaffende sind von Altersarmut betroffen.
Als „Meilenstein“ wird die unter Claudia Roth eingeführte Honoraruntergrenze für Kunst- und Kulturschaffende in vom Bund geförderten Einrichtungen diskutiert. Die Vertreter*innen der Szene betonen, dass dies nur ein Anfang bleiben dürfe. Die Kunst- und Kulturschaffende bräuchten mehr finanzielle Sicherheit und dies schon während des Schaffensprozesses. Zudem brauche es Solidarität statt Konkurrenz, sowohl zwischen der freien und institutionalisierten Kunst- und Kulturszene als auch zwischen den „verschiedenen Künsten“. Kunst- und Kulturschaffende dürften auch finanziell nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Der Wunsch der Kunst- und Kulturschaffenden nach Zusammenstehen im Kampf um bessere Verhältnisse für die freie Szene findet zumindest an diesem Abend Resonanz.
Ihr Akteure hier, ihr habt für alle Kulturschaffenden geredet,
bekräftigt eine Stimme aus dem Publikum in der abschließenden Diskussionsrunde. Dennoch ist klar – Solidarität untereinander allein reicht nicht. Die freie Kunst- und Kulturszene braucht mehr finanzielle Sicherheit, bessere Infrastruktur und eine verstärkte Sichtbarmachung durch zivilgesellschaftliche und politische Akteur*innen.
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Mitschnitt