Gewässerrandstreifen: Warum sie für den Wasserschutz so wichtig sind

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In Niedersachsen leiden die Gewässer vor allem unter zu vielen Nährstoffen, die aus landwirtschaftlichen Flächen abfließen und über Bäche und Flüsse auch in das Grundwasser gelangen. Gewässerrandstreifen helfen, unser Wasser zu schützen. Doch für die Umsetzung gibt es aktuell Hürden. 

Blick von der Feldmitte auf die stillgelegte Fläche am Gewässerrand des Altgrovelaufs

Warum Gewässerrandstreifen?

Nur drei Prozent der niedersächsischen Fließgewässer erfüllen den guten ökologischen Zustand gemäß der europaweiten Vorgaben für den Gewässerschutz. In Niedersachsen leiden die Gewässer vor allem unter zu vielen Nährstoffen, die aus landwirtschaftlichen Flächen abfließen und über Bäche und Flüsse auch in das Grundwasser gelangen. Ein großer Teil der Flüsse wurde in den letzten Jahrzehnten durch bauliche Maßnahmen stark verändert: Flussläufe wurden begradigt, Gewässerbett und Böschung befestigt, so dass Wasserpflanzen, Stauden und Gehölze keinen Platz zum Wachsen haben. Damit fehlen wichtige Lebensräume für viele Tiere, die ein reich strukturiertes und vielfältiges Gewässer benötigen. Der fehlende Bewuchs wirkt sich zusätzlich negativ auf den Wasserhaushalt an Land aus.1 Für die Artenvielfalt und den Wasserschutz ist es positiv, wenn Gewässerränder nicht landwirtschaftlich genutzt, sondern brachgelegt werden. 

Gewässerrandstreifen verbessern die Wasserqualität, bieten Lebensraum und Schutz vor Erosion. Diese Streifen zwischen Acker und Gewässer wirken als Pufferzone und filtern Schadstoffe aus dem Wasser. Pflanzen und Tiere siedeln sich an, finden hier Nahrung und Schutz oder nutzen den bewachsenen Gewässerrand als Wanderkorridor. Durch den Bewuchs mit Gehölzen, v.a. von Weiden und Erlen, wird das Ufer stabilisiert. Damit kann auch die Pflege am Gewässer reduziert werden, was Kosten spart.

Momentan gibt es jedoch viele Hürden für einen effektiven Wasserschutz in Niedersachsen: Landwirt*innen stehen einem Paragrafen-Dschungel aus verpflichtenden Regelungen und freiwilligen Programmen gegenüber. Der Verwaltungsaufwand für die Einhaltung der Verpflichtungen im Rahmen der Agrarförderung ist immens. Die Umsetzung freiwilliger Maßnahmen erfordern viel Überzeugungsarbeit. Die Erfahrungen des BUND Niedersachsen zeigen: Viele Landwirt*innen stehen Naturschutzmaßnahmen auf ihren Flächen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, sind aber v.a. skeptisch aufgrund mangelnder rechtlicher Sicherheit, was die nachfolgende Bewirtschaftung der Flächen angeht, auf denen sie Biodiversitätsmaßnahmen durchgeführt haben. Auch fehlt ihnen Planungssicherheit, die finanziellen Anreize der Programme für Arten-, Gewässer- und Klimaschutz sind zu niedrig. Zudem fehlen qualitative Kriterien, die genau beschreiben, wie der Gewässerrand bewirtschaftet werden soll und welche ökologischen Strukturen dadurch erreicht werden sollen. 

Um diese Vorbehalte abzubauen, ist direkter Kontakt vor Ort mit den Landwirt*innen wichtig. Mit verschiedenen Formaten versucht der BUND Niedersachsen, Vertrauen zu schaffen und die Ziele des Niedersächsischen Weges vor Ort gemeinsam mit den Landwirt*innen mit Leben zu füllen.2 In intensiven Kommunikationsprozessen und Einzelberatungen versuchen BUND und Landwirt*innen, individuelle Lösungen zu finden, um die Gewässer vor Ort zu schützen. Gewässer schützen geht nur mit Landwirt*innen gemeinsam. 

Warum sich Landwirt Jens Werner aus Niedersachsen für eine Stilllegung am Gewässerrand der Grove  entschieden hat, erzählt er im Interview.

 

 

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