Dietrich Herrmann hat in Neuerer Geschichte promoviert und 1994 bis 2013 in der politikwissenschaftlichen Forschung an der TU Dresden gearbeitet, arbeitete 2015 bis 2020 insbes. als Vorstandsreferent für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag und 2020 bis 2022 im neuen Referat Bürgerbeteiligung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung. Im Februar 2024 hat er das Referat „Staat, Verwaltung und Parteien“ in der Heinrich-Böll-Stiftung übernommen.
Dietrich Herrmann hat 1982-1990 in Mannheim, Heidelberg, an der FU Berlin und der Indiana University Bloomington (USA) Geschichte, Mathematik und Anglistik studiert und 1990 das Staatsexamen in Geschichte und Mathematik abgelegt. 1990/91 leistete er Zivildienst in der individuellen Schwerbehindertenbetreuung.
1991 bis 1994 war er Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Graduiertenkolleg „Die USA und Probleme der Demokratie“ (u.a. mit Willi Paul Adams, Hans Joas, Heinz Ickstadt) am John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der FU Berlin. Seine 1994 abgeschlossene Dissertation über öffentliche und wissenschaftliche Debatten um Einwandererintegration („Amerikanisierung“) und Einwanderungsbeschränkung in den USA im frühen 20. Jahrhundert erschien 1996 bei Campus unter dem Titel „Be an American. Amerikanisierungsbewegung und Theorien zur Einwandererintegration“.
1994 bis 1997 arbeitete Dietrich Herrmann mit Hans Vorländer in einem politikwissenschaftlichen Forschungsprojekt an der TU Dresden. Die wesentlichen Ergebnisse des Projekts erschienen 2001 als „Nationale Identität und Staatsbürgerschaft in den USA. Der Kampf um Einwanderung, Bürgerrechte und Bildung in einer multikulturellen Gesellschaft“. 1997–2008 arbeitete er im politikwissenschaftlichen Projekt „Verfassung als institutionelle Ordnung des Politischen“ (mit Hans Vorländer, André Brodocz u.a.) im geistes- und sozialwissenschaftlichen Sonderforschungsbereich 537 „Institutionalität und Geschichtlichkeit“ an der TU Dresden. Er fokussierte dabei auf die politikwissenschaftliche Perspektive auf Verfassungsgerichtsbarkeit, v.a. in den USA und Deutschland. Es folgten weitere Tätigkeiten für die TU Dresden, u.a. für den Sonderforschungsbereich 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“, die Koordinierung der Antragstellung für ein Exzellenzcluster sowie als Koordinator der Wissenschaftsregion Dresden.
Ab 2015 war Dietrich Herrmann für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, insbesondere als Vorstandsreferent tätig. 2020 bis 2022 baute er das neue Referat Bürgerbeteiligung im Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung auf, initiierte den ersten Bürgerrat in Sachsen „Forum Corona“.
Zivilgesellschaftliches Engagement in der kirchlichen Jugendarbeit, im internationalen Jugendaustausch, in Bürgerinitiativen und politischer Bildung, u.a. als Mitglied der Grünen seit 1982, langjähriger Vorstand von Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen und in der Mitgliederversammlung der Heinrich-Böll-Stiftung 2009–2017.
Arbeitsschwerpunkte:
- Legitimation politischer Ordnung
- Rechtspolitik und Verfassung
- Parteien und politischer Prozess
- Politische Kultur
Mit dem Referat Zeitdiagnose und Diskursanalyse teilt sich das Referat Staat, Verwaltung und Parteien die Zuständigkeit für die Grüne Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung.
Publikationen (Auswahl):
- „Be an American!“ Amerikanisierungsbewegung und Theorien zur Einwanderungsintegration, 1996
- Nationale Identität und Staatsbürgerschaft in den USA, 2001 (mit Hans Vorländer)
- „Akte der Selbstautorisierung als Grundstock institutioneller Macht von Verfassungsgerichten“, in Hans Vorländer (Hg.): Die Deutungsmacht der Verfassungsgerichtsbarkeit, 2006
- „Verfassungspatriotismus? The Constitution in German Political Culture,“ in: Jürgen Gebhardt (ed.), Political Cultures and the Culture of Politics: A Transatlantic Perspective, 2009
- „Politikwissenschaftliche Forschung zum Bundesverfassungsgericht,“ in: Klemens H. Schrenk und Markus Soldner (Hg.), Die Analyse demokratischer Regierungssysteme. Festschrift für Wolfgang Ismayr, 2010
- „Vor und über der Verfassung. Außerkonstitutionelle Begründungsmuster in höchstrichterlichen Entscheidungen“, in: Stephan Dreischer et al. (Hg.), Jenseits der Geltung. Konkurrierende Transzendenzbehauptungen von der Antike bis zur Gegenwart, 2013)
- (Redaktion) Karl-Siegbert Rehberg, Symbolische Ordnungen. Beiträge zu einer soziologischen Theorie der Institutionen, 2014.
Dieser Artikel erschien zuerst hier: www.boell.de