Lisa-Marie Benda im Interview zur Ausstellung "Strahlende Zukunft?"

Video-Interview

Im Interview spricht Silke Inselmann, Bildungsreferentin der Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen mit der Fotografin Lisa-Marie Benda über die Situation im Atommüll-Zwischenlager Asse und ihr Ausstellungsprojekt "Strahlende Zukunft? Endlagerung in Deutschland".

Lesedauer: 4 Minuten
Silke Inselmann im Interview mit Lisa-Marie Benda.

Lisa-Marie Benda im Interview zur Ausstellung "Strahlende Zukunft?" beim Atommüll-Zwischenlager Asse - Stiftung Leben & Umwelt

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Lisa-Marie Benda hat sich im Rahmen ihres kulturwissenschaftlichen Studiums 2008/09 mit den deutschen Endlagerprojekten beschäftigt und Fotos der Zwischenlager in Deutschland geschossen. Daraus ist gemeinsam mit der Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen die Fotoausstellung zur Endlagersuche entstanden. 

In 15 Jahren hat sich die Situation in den Zwischenlagern verändert. Deshalb ist Lisa 2024 erneut ins Zwischenlager Asse II gefahren und wir durften sie dabei begleiten. Die neuen Fotoeinblicke zeigen wir in einer aktualisierten Online-Ausstellung.

 

Mehr zur Atommüll-Endlagersuche 

Zu unserer Leih- und Online-Ausstellung "Strahlende Zukunft? Endlagerung in Deutschland"

Zu unserer Themenseite Endlagersuche 

Zur Bundesgesellschaft für Endlagerung

Zur Bürgerinitiative AufpASSEn e.V.

 

Transkript

Silke: Hi Lisa, verrat uns: Wer bist du? 

Lisa: Ja, hallo! Ich bin Lisa-Marie Benda und ich bin Kulturwissenschaftlerin. 

Silke: Wir beide waren zusammen heute in der Schachtanlage Asse 2 am Rand von Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel, jetzt stehen wir in der Nähe. Wo sind wir hier und was ist hier passiert? 

Lisa: Ja, also hinter uns sieht man ganz deutlich: Hier sind Probebohrungen gemacht worden, denn in der Schachtanlage Asse 2 lagert mittel- und schwachradioaktiver Atommüll und der Plan ist, dass er dort wieder geborgen werden soll, also wieder an die Oberfläche gebracht werden soll. Das geht aber mit dem alten Grubengebäude nicht. Dazu muss ein neuer Schacht abgeteuft werden und hier sind Vorbereitungen gemacht worden, um überhaupt zu gucken: Ist das hier möglich?

Silke: Vielen Dank! Du hast dich intensiv mit den deutschen Endlagerprojekten beschäftigt. Weshalb? Wie bist du darauf gekommen? 

Lisa: Ja, ich habe Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim studiert und mit dem Schwerpunkt Fotografie und wir hatten ein Seminar zum Thema Natur und Umwelt und ich habe so geschaut aus der Hildesheimer Perspektive: Was interessiert mich in der Umgebung von Hildesheim? Und bin auf die Asse gestoßen und habe mich dann immer weiter mit dem Thema Endlagerung hier beschäftigt und Versuchsendlage und habe mich in die Thematik eingearbeitet und habe irgendwann beschlossen: Ja, ich möchte auch unter Tage Fotos machen und habe das dann auch gemacht.

Silke: Und nicht nur in der Asse, sondern auch an anderen Orten. 

Lisa: Genau, umso mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, wurde mir klar, dass das Thema einfach größer ist und ich nicht nur bei der Asse bleiben kann, sondern ich habe mich gefragt, was es eigentlich sonst noch gibt in Deutschland zum Thema Endlagerung. Klar, Gorleben kannte man irgendwie auch, aber mir war klar, mal so eine Zusammenstellung zu machen: Welche Standorte gibt es überhaupt? Und die habe ich dann auch alle besucht. 

Silke: Du hast viele Fotos gemacht und mit denen ja auch was Schönes angestellt. 

Lisa: Genau, mir war irgendwann klar, ich möchte gerne rausgehen auch mit den Fotos und bin auf die Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen zugegangen und habe gefragt, ob wir da vielleicht zusammenkommen können. Und das sind wir dann auch und daraus ist eine ganz besondere Ausstellung geworden zum Thema Endlagerprojekte von Deutschland. 

Silke: Was hat dich denn motiviert oder gereizt heute wieder hierherzukommen? 

Lisa: Ja, mein Studium ist schon ein bisschen her. Ich habe die Fotos im Zeitraum 2007 bis 2009 gemacht, in der Zeit hat sich einfach sehr viel verändert. Also nicht nur die Rechtslage, auch vor Ort hat sich ganz viel geändert und für mich war die Motivation, noch mal herzukommen und zu gucken: Was hat sich denn verändert? 

Silke: Was hat dich am allermeisten beeindruckt? 

Lisa: Ja, beeindruckt hat mich, dass wir eine ganz andere gesellschaftspolitische Situation haben und auch eine andere rechtliche Situation und das merkt man. Das merkt man bei der Befahrung in der Art der Kommunikation, in der Art der Außendarstellung und das ist mir positiv aufgefallen. Und schockiert hat mich, dass das Wasser immer noch sehr stark eindringt, teilweise sich verschiebt, das Grubengebäude arbeitet einfach. Das wird sehr sehr deutlich mittlerweile und der Zeitdruck: Schaffen wir es wirklich, diesen Atommüll zu bergen? Diese Frage hat mich sehr beschäftigt. 

Silke: Mit anderen Worten: Positives und Negatives nimmst du von deinem Besuch heute mit. Du nimmst auch mit viele neue Fotos habe ich gesehen. Was passiert damit? 

Lisa: Ja, ich werde die Fotos sichten, sortieren und eine Auswahl dann der Heinrich-Böll-Stiftung zur Verfügung stellen für das Endlagerdossier. 

Silke: Und darauf, liebe Lisa, freue ich mich schon sehr! Vielen Dank!