Online-Fotoausstellung: Strahlende Zukunft? Endlagerung in Deutschland

„Wohin mit dem Atommüll?“ - Die Fotoausstellung von Lisa-Marie Benda bietet Einblicke in die deutschen atomaren Endlagerprojekte: Asse II, Gorleben, Morsleben & Schacht Konrad. Bewusst hat die Fotografin auf Erläuterungen verzichtet. Sie vermittelt ihren persönlichen Blick auf die Endlagerstätten: befremdlich, unverständlich, düster. Das Unbegreifbare soll nicht scheinbar begreifbar werden. Hier zeigen wir ausgewählte Bilder als Online-Austellung. Die Fotoausstellung kann kostenlos ausgeliehen werden. Außerdem haben wir Lisa zur ihrer Ausstellung interviewt. Zum Interview

Lesedauer: 4 Minuten
Morsleben 2009, eingelagerte Fässer

In dieser Online-Ausstellung nehmen wir Sie mit in die Tiefe der Endlagerprojekte Asse II, Schacht Konrad und Morsleben. Im Fokus steht die Frage nach der Verantwortung, die wir für nachfolgende Generationen haben. Zu jedem Ort finden Sie eine aktuelle Chronik.

Ich gebe Ihnen mit dieser Ausstellung keine vollständigen Informationen über atomare Endlagerung in Deutschland. Ich stelle mit meinen Bildern Fragen.


Asse II

Wir haben die Fotoausstellung von Lisa-Marie Benda erstmals 2009 gezeigt. 2024 sie die Schachtanlage Asse II erneut besucht.

Asse II Schleuse

Die Schachtanlage Asse II in Niedersachsen war ursprünglich ein Salzbergwerk und wurde später als Forschungsbergwerk genutzt. Hier wurde zu Forschungszwecken schwach- und mittelradioaktiver Atommüll eingelagert, der sich noch immer im Bergwerk befindet.

Asse II: Mittelradioaktiver Müll 2024

Da die Asse II nicht als dauerhaftes Endlager für Atommüll geeignet ist, soll der Müll wieder herausgeholt und zwischengelagert werden, bis ein geeigneter Endlagerort gefunden wird. Die Rückkolung soll 2033 starten und in ein Zwischenlager kommen.

Das Hauptproblem ist, dass salzhaltige Lösungen aus dem umgebenden Gestein in die Räume eindringen und diese durch den früher intensiven Salzabbau instabil und einsturzgefährdet sind.

Asse II: neuer Laugenzufluss 2024

In den 2050-60er Jahren soll die Schachtanlage entgültig geschlossen werden. 

Allerdings existiert momentan noch kein Zwischenlager und ein Standort für ein Endlager wird weiterhin gesucht.




Schacht Konrad

Die Geschichte des Schacht Konrad gleicht einer endlosen Geschichte. Das ehemalige Eisenerzbergwerg wurde als erstes Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Deutschland nach Atomrecht genehmigt.[i] 

Tunnel, Schacht Konrad, 2009

Bei der Entscheidung für diesen Standort wurden keine anderen potenziellen Endlagerstandorte untersucht oder verglichen. 

Kleidung, Schacht Konrad, 2009

Dicke Tonschichten sollen das Eindringe von Wasser sowie das Austreten von radioaktiven Stoffen verhindern.[ii] Bis zu 303.000 Kubikmetern leicht- und mittelradioaktiver Atommüll aus u.a. mehreren oberirdischen Zwischenlagern sollen dort endgelagert werden.[iii] Im Gegensatz zu anderen Lagern, entsteht Schacht Konrad in Bereichen, die nicht für den kommerziellen Bergbau genutzt wurden [iv]

Schacht Konrad, Silhouette Jesu, 2009

Die Einlagerung des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls soll in den 2030er Jahren beginnen.

Zwar ist der Bau des Endlagers bereits weit fortgeschritten, doch es gab bereits zahlreiche Termine zur Inbetriebnahme:

1988 - 1991 - 1997 - 2012 - 2022 und 2027 [v] 



Morsleben

Das Endlager Morsleben ist eine ehemalige Doppelschachtanlage (Marie/Bartensleben) eines Kali- und Steinsalzbergwerk im Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt.[i] 

Morsleben, Zwischenlager Standort

Das Endlager Morsleben soll nun stillgelegt werden und kein weiterer Atommüll mehr eingelagert werden. Der bereits eingelagerte Atommüll soll jedoch verbleiben.[ii] Bereits DDR-Wissenschaftler hatten Zweifel an der Sicherheit des Ortes.[iii] 

Morsleben, Umkleide mit Spind, 2009

Bis 1998 wurde in Morsleben Atommüll eingelagert:[iv] Es lagern fast 37.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle in fast 500 Metern Tiefe. Der kleinere Teil davon stammt aus DDR-Zeiten, der größere aus der BRD nach der Wende.[v] Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren für die Stilllegung.[vi] 

Morsleben, Fässer, 2009

Das Stilllegungskonzept beinhaltet drei zentrale Maßnahmen:[vii] Bergwerk weitestgehend mit Salzbeton verfüllen, Abdichtbauwerken errichten und die Schächte verschließen. 

Der Standort diente über die Jahrzehnte weiteren Zwecken: Rüstungsproduktion, Hähnchenmast, Giftmüll-Zwischenlager. [viii]



Wohin mit dem Atommüll?

Diese Frage soll in einem groß angelegten Verfahren geklärt werden. Laut Standortauswahlgesetz von 2013 soll die Endlagersuche ein partizipatives, wissenschaftsbasiertes, transparentes, selbsthinterfragendes und lernendes Verfahren sein. Der ursprüngliche Plan war, dass bis 2031 ein Standort gefunden sein soll. Allerdings verzögert sich die Suche um mehrere Jahrzehnte: Frühestens in 50 Jahren, also 2074, rechnet man nun mit einem Standort für ein Endlager, so ein aktuelles Gutachten, das das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) in Auftrag gegeben hat. 

Link zum Endlager-Dossier

Ausleihe der Fotoausstellung "Strahlende Zukunft?"

Die Fotoausstellung ist als Leihausstellung konzipiert und umfasst:

  • 17 Fototafeln
  • 2 Texttafeln: Einleitung & Schluss
  • Sie kann komplett oder in Teilen (z.B. einzelne Standorte) ausgeliehen werden.

Die Ausstellung ist in zwei unterschiedlichen Formaten erhältlich:

  • Auf 5 mm dicken Polystyrolplatten mit den maximalen Maßen 84,1 x118,9 cm (A0). Diese Tafeln können mit Nägeln oder den mitgelieferten Nylonschnüren befestigt werden.
  • Als Banner („LKW-Plane“), Maße wie oben mit Holzstäben oben und unten und eingeschraubten Harken oben.
  • Die Ausstellung ist klimaneutral gedruckt.
  • Die Kooperationspartner*innen sorgen für den Transport, den Auf- und Abbau sowie für eine ausreichende Versicherung (Wert der Gesamt-Ausstellung Tafel ca. 2.500 Euro; Wert der Gesamtausstellung Banner ca. 1.250 Euro).

Anfragen bitte richten an:

Silke Inselmann, Bildungsreferentin
inselmann@slu-boell.de
Telefon: 0511-301857-12
Mobil: 0175-3766732



Autorinnen: Lisa-Marie Benda, Mareike Andert
Fotos: Lisa-Marie Benda


Quellen: 

Zu Asse: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Endlagerung/Standorte/Asse/asse_node.html und https://archiv.bge.de/archiv/www.asse.bund.de/SharedDocs/Downloads/Asse/DE/broschueren/asse-zeittafel0d31.pdf?__blob=publicationFile&v=8 und https://www.bge.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Asse/201711_Asse_Asse_Atlas.pdf

Zu Schacht Konrad: https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Schacht-Konrad-Der-ewige-Streit-um-ein-atomares-Endlager,schachtkonrad372.html und https://www.bmuv.de/themen/nukleare-sicherheit/endlagerung/endlager-konrad, https://www.umwelt.niedersachsen.de/startseite/themen/atomaufsicht_amp_strahlenschutz/schwachradioaktiver_abfall/endlager_konrad/endlager-konrad-174076.html, https://www.bge.de/de/konrad, https://www.bge.de/de/konrad/themenschwerpunkte/auf-der-zielgeraden/ und https://archiv.bge.de/archiv/www.endlager-konrad.de/Konrad/DE/themen/endlager/eignung/historie/historie_node.html, https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Atommuell-Endlager-Schacht-Konrad-Meyer-haelt-an-Plaenen-fest,schachtkonrad430.html, https://www.spiegel.de/wirtschaft/salzgitter-atommuelllager-schacht-konrad-wird-wohl-deutlich-teurer-a-435c7d82-6ef0-4dbf-949c-8117103e66b1

Zu Morsleben: https://www.bmuv.de/themen/nukleare-sicherheit/endlagerung/endlager-morsleben, https://www.bge.de/de/morsleben/kurzinformationen/stilllegung-des-endlagers-morsleben/, https://www.bge.de/de/morsleben/, https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/boerde/morsleben-kommentar-lernen-fehler-100.html#Schon, https://www.greenpeace.de/klimaschutz/energiewende/atomausstieg/morsleben, https://taz.de/Geschichte-des-Endlagers-Morsleben/!5267854/, https://www.bge.de/de/morsleben/kurzinformationen/stilllegung-des-endlagers-morsleben/, https://www.bund.net/themen/atomkraft/atommuell/hintergrund/morsleben/, https://www.bge.de/de/morsleben/kurzinformationen/geschichte-des-endlagers-morsleben/