Welche Rolle hat die Geowissenschaft im Verfahren und welche Rolle hat das Nationale Begleitgremium? Das erklärt Maria-Theresia Schafmeister in ihrem Beitrag zum Thema Wissenschaft und Politik in der Endlagersuche.
Maria-Theresia Schafmeister, Professorin für Angewandte Geologie/Hydrogeologie an der Universität Greifswald, ist Mitglied des Nationalen Begleitgremiums (NBG): ein pluralistisch zusammengesetztes, gesellschaftliches Gremium, das das Verfahren vermittelnd und unabhängig begleiten soll. Sie findet, dass „nur wissenschaftliche Kriterien klären können, ob ein Standort geeignet ist. Es braucht die Geowissenschaften, um zu beurteilen, wie das Gestein auf eine Endlagerung reagiert. Diese Entscheidung kann politisch nicht gefällt werden.“ Außerdem brauche es die Wissenschaft, um Forschungsfragen zu identifizieren, so die Geologin. „Aufgabe der Politik ist es u.a., die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu verstehen, zu akzeptieren und sie dann an die Zivilgesellschaft weiterzugeben.“
Zentrale Aufgabe des Nationalen Begleitgremiums ist die vermittelnde und unabhängige Begleitung des Standortauswahlverfahrens. „Wir als NBG haben Gutachten zum Zwischenbericht erstellen lassen und auch ein Peer-Review für das gesamte Verfahren angeregt, damit es sowohl naturwissenschaftlich als auch sozialwissenschaftlich begleitet und überprüft wird.“ Es gebe eine Schere zwischen Zeitplan und Wissenschaftlichkeit. „Wir wollen den Zeitplan einhalten, aber die Wissenschaftlichkeit geht vor. “Erst in einem späteren Verfahrensschritt werden neben der geologischen Eignung auch weitere Gesichtspunkte, wie z.B. die Landnutzung, in die Standortfindung einbezogen. „Wie in einem solchen Fall genau entschieden wird, wird noch diskutiert. Noch gibt es keine Lösung für dieses Luxusproblem.“ Dass das gesamte Verfahren in den Händen der Politiker:innen liegt, die sich auf die Vorschläge einer wissenschaftlich basierten Suche berufen können, findet Schafmeister gut: „Theoretisch wäre es möglich, dass das Parlament irgendwas entscheidet. Aber die sind ja nicht blöd und wollen es besser machen als damals in Gorleben. Dass die letzte Entscheidung im Parlament liegt, finde ich richtig, weil es der Souverän ist. So verstehe ich unsere Demokratie und in die habe ich großes Vertrauen.“